2025 - Ehemaligentreffen

2025 - Ehemaligentreffen

Schon beim Eintreffen lag ein Gefühl von Vertrautheit, Spannung und stiller Rührung in der Luft. Viele Gesichter hatten sich verändert, doch in den Augen blitzte das Wiedererkennen auf – ein stilles „Weisst du noch?“, das sich mühelos zwischen den Anwesenden auszubreiten schien.

Geschichten aus 60 Jahren – mal heiter, mal nachdenklich, immer ehrlich. Beim Zuhören wurde schnell klar: Jede Generation hat ihre eigenen Erinnerungen und doch verband alle etwas Grundlegendes – das Gefühl, im Stift Olsberg ein zweites Zuhause gefunden zu haben.

Einzug in die Vergangenheit und ein Abendessen voller Geschichten.

Zum Abendabendessen versammelten sich alle im altehrwürdigen Refektorium – einem Raum voller Geschichte. Seit Jahrzehnten essen hier Kinder und Mitarbeitende gemeinsam am Mittwoch zu Mittag und noch heute gilt dieser Moment für viele als ein Höhepunkt jeder Woche. Es war daher kaum verwunderlich, dass sich auch am Ehemaligenanlass rasch eine warme Atmosphäre ausbreitete. Während alle an der langen gedeckten Tafel Platz nahmen, tauchten die Geschichten weiter auf: manche heiter, manche unglücklich, andere heldenhaft oder schelmisch.

Eine davon brachte den ganzen Raum zum Lachen: Vor rund 40 Jahren sprengte ein damaliger Schüler mehr oder weniger versehentlich den historischen Kachelofen. Ein peinlicher Moment damals, aber ein wunderbarer heute. Der ehemalige Schüler ist heute Ofenbauer. Ob sein Berufswunsch an jenem Tag entstanden ist? Niemand weiss es genau. Aber an diesem Abend lag dieser Gedanke wie ein amüsantes Rätsel in der Luft.

Im Anschluss hatten alle Ehemaligen die Möglichkeit, durch die Räumlichkeiten zu gehen. Einzelne blieben in den Gängen stehen, um in ein Zimmer hineinzusehen – oft mit einem tiefen Atemzug – die Vergangenheit aufleben zu lassen. In kleinen Gruppen hallte Lachen durch die Flure, manche wischten sich verstohlen über die Augen.

So erzählten einige von Zeiten, in denen auf den Wohngruppen noch Tiere lebten: Meerschweinchen, Schildkröten oder auch manchmal ein Kätzchen. All dies sind Geschichten, die heute ein Lächeln hervorrufen und ein bisschen Wehmut auslösen. Andere wiederum blickten staunend auf die umfassenden Umbauten der letzten Jahre, die das Stift in ein modernes, lichtdurchflutetes Schulheim verwandelt haben. Die neuen Lern- und Wohnräume beeindruckten besonders jene, die sich an die bescheidenen, teils engen Räumlichkeiten früherer Jahrzehnte erinnerten.

„Es ist unglaublich, wie viel sich verändert hat“, meinte ein ehemaliger Schüler, heute mit Blick auf die bevorstehende Pensionierung, sichtlich bewegt. „Aber das Gefühl, hier zu sein, ist noch genau wie damals.“ Ein Abend, der in Erinnerung bleit - lange sass man noch zusammen, Jung und Alt, Seite an Seite, als gäbe es keinen Unterschied zwischen den Jahrzehnten. Als hätte die Zeit für diesen Abend beschlossen, stehenzubleiben. Gegen Ende hörte man immer wieder denselben Satz: „ans nächste Treffen komme ich wieder.“

Und so verliessen die Ehemaligen das Schulheim mit einem warmen Herzen, erfüllt von Erinnerungen, die sich für einen Abend wieder ganz lebendig angefühlt hatten und dem leisen Gefühl, ein Stück ihrer Vergangenheit wiedergefunden zu haben.

Kevin Wahl
Bereichsleiter Wohnen